[023] Wasserwirtschaftliche Anlagen (Übersicht)

Wasser und Bergbau 

So hilfreich das natürliche Wasser für den Hüttenmann war, so störend bis bedrohlich war es für den Bergmann. Aus Gruben geringer Teufe oberhalb der Täler konnte das Wasser wie auch Erz und taubes Gestein in Kübeln oder Bulgen ausgehaspelt werden.

Mit Fortschreiten des Abbaus in größere Teufe nahmen Wasserzuflüsse und der zu ihrer Abführung erforderliche Aufwand zu. (Siehe hierzu auch "Von der Kunst Wasser zu heben – über die Bedeutung der Wasserstollen im Mansfelder Revier".). Grubenwasserabführung über Stollen wurde eine wirtschaftliche und technische Notwendigkeit. Stollen sind untertägige Strecken, die aus möglichst tief gelegenem Gelände möglichst horizontal (söhlig) ins Gebirge getrieben werden. Sie sollen oberhalb ihres Niveaus (Sohle) anfallende Grubenwässer selbsttätig über ihr Mundloch zur Vorflut abführen.

Zur Abkürzung der untertägigen Fahr- (für Personen) und Förderwege (für Haufwerk) und zur Frischwetter- (Luft) -versorgung werden in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen saigere (lotrechte) Schächte auf die Stollen niedergebracht, die zum Teil später auch als Förderschächte für den Abbau genutzt wurden.

Stollenauffahrungen begannen im Kupferschieferbergbau um 1511 (Roßstolln) wahrscheinlich 1546 fortgeführt mit dem Rißdorfer Stolln zwischen Unterrissdorf und Wimmelburg (9,9 km). 1536 wurde nördlich Eisleben bei der Oberhütte der Faulenseer Stolln begonnen und 13,3 km bis Klostermansfeld bzw. Ahlsdorf getrieben.

Im Sangerhäüser Revier erreichte der Gonnaer Stollen (s. unter Artikel: Die Stollen des Mansfelder Kupferschieferbergbaus) 1625 bei Obersdorf das Kupferschieferflöz. Erst nach dem 30jährigen Krieg, der den gesamten Kupferschieferbergbau über viele Jahre zum Erliegen brachte, wurde auch der Gonnaer Stollen weitergefahren und bis 1848 nach Westen bis Morungen und nach Osten bis Pölsfeld auf insgesamt 13 km Länge gebracht.

Im Revier Sangerhausen wurde 1830 bei Sangerhausen der Seegen-Gottes-Stolln (s. unter Artikel: Die Stollen des Mansfelder Kupferschieferbergbaus) angehauen. Er erreichte 1854 den Kupferschiefer zwischen dem Röhrigschacht im Osten und Morungen im Westen. Seine Gesamtlänge beträgt 10 km. Er, wie auch der Gonnaer Stollen, dienen bis heute der Abführung der den ehemaligen Kupferschiefergruben zusitzenden Karstwässer.

Im Mansfeldschen nahm man nach dem 30jährigen Krieg mit dem Froschmühlenstolln bei Lüttchendorf am Süßen See ([047] Mundloch Froschmühlenstolln) den Stollnbetrieb wieder auf. Dessen letztes Lichtloch wurde 1857/58 bei Klostermansfeld geteuft ([096] Lichtloch 81 F). Wegen Schwierigkeiten mit dessen Querschlag fuhr man ab 1756 den Erdeborner Stolln vom Salzigen See aus auf ([046] Mundloch Erdeborner Stolln) und brachte ihn bis 1854 4722 m bis östlich Hornburg fort.

Von der Schlenze/Saale her wurden ab 1743/47 und dann wieder nach einer Unterbrechung wegen Einsprüchen des Gerbstedter Magistrats und des Preußischen Staates ab 1807/09

Die vom Schlüsselstolln eingebrachte Teufe beträgt bei Klostermansfeld maximal 180 m. Zur Vortriebsbeschleunigung wurde aus einigen vorher geteuften Lichtlöchern der Stolln sowohl mit einem Feld- oder Hauptort als auch mit einem Gegenort zum rückwärtigen Lichtloch hin aufgefahren ("Ort" ist die Fläche, auf welcher Haufwerk aus dem Gebirgsverband heraus hereingewonnen wird).

Über 16,9 km wird der Schlüsselstolln annähernd parallel von dem 24,5 m höher gelegenen Zabenstedter Stolln begleitet. Beide Stollen wurden annähernd zeitgleich und unter teilweise gemeinsamer Nutzung der gleichen Lichtlöcher aufgefahren, was auch Vorteile bei der Bewältigung der Grubenwasserzuflüsse beim Schacht abteufen hatte.

Eindrucksvoll wird der Verlauf beider Stollen in der [108] Haldenlandschaft Burgörner/Welfesholz belegt.

Die Saigerdifferenz (Höhenunterschied) zwischen Zabenstedter und Schlüsselstollen (24,5 m) und die Wasserführung des oberen Stolln wurde 1844 im Lichtloch 20 Z zum Antrieb einer Wassersäulenmaschine für Trinkwasserpumpen und 1847 auf dem Müllerschacht (Lichtloch 22 S) zum Betrieb der Schachtförderung mit Hilfe einer Wasserbalance genutzt. Auch der Höhenunterschied von 25,5 m zwischen Froschmühlen- und Schlüsselstolln diente ab  1860 zum Betrieb der Flachenförderung im Martinsschacht mittels einer Wassersäulenmaschine.

Als 1879 nach 70 Jahren der Durchschlag des 1809 begonnene Schlüsselstolln am Theodor-Schacht erreicht wurde, war er auf einer Länge von 31,6 km zwischen dem Sanderschacht und seinem Mundloch fertiggestellt. 1892 erreichte er schließlich den Segen-Gottes-Schacht. Er führte  91 Jahre (1879 bis 1970) alle ihm aus der Mansfelder Mulde zugeführten Grubenwasser zur Saale ab - in der Zeit von 1983 bis 1992 auch die ihm über eine Salzwasserleitung und Bolzeschacht zugeführten Grubenwässer des [071] Thomas-Münzer-Schachtes Sangerhausen.

Derzeit fließen über ihn ca 20 m3/min der sein Niveau übersteigenden Grundwasserzuflüsse in den Anstau der Mansfelder Mulde zur Saale ab.

Folgende weitere Schächte (Lichtlöcher) gehören zum Schlüsselstolln:

Mit Fertigstellung des Schlüsselstolln waren praktisch alle oberhalb seiner Sohle liegenden Felder abgebaut. Ab 1864/65 war ein weiterer Feldesaufschluss nur noch mit bis unter sein Niveau (Sohle) geteuften Schächten möglich. ([004] Ernst-Schächte, später Walter-Schneider-Schächte).

Bedingt durch Wasserzirkulation an klüftigen Gebirgsstörungen waren bis tief unter den Grundwasserspiegel reichende, salzwassergefüllte Auslaugungshohlräume (Schlotten) im Anhydrit und Steinsalz oberhalb der Kupferschieferlagerstätte entstanden. Diese führten zwischen 1884 und 1958 wiederholt zu schlagartigen Wassereinbrüchen in die Grubenfelder oberhalb der 5. (235,1 m unter NN) bzw. 8. (422,5 m unter NN) Sohle.

Insgesamt strömten bis 1958 zusätzlich zum "Normalzufluss" von 21,4 m3/min aus Dachtraufen insgesamt 171 Mio m3 Schlottenwässer in die Grube, wodurch zeitweise mehr oder weniger große Teile des Grubengebäudes ersoffen.

1892/93 flossen auch die Wasser des Salzigen Sees über ein bis in diesen reichendes Schlottensystem in die Grube (ca 30 Mio m3 mit max. 200 m3/min Schüttung). Dadurch wurde der Mansfelder Kupferschieferbergbau gezwungen, bis 1900 eine Wasserhaltungskapazität von annähernd 200 m3/min mit 11.919 PS Antriebsleistung aufzubauen.

Zur Ableitung der Wässer in die Schachtwasserhaltungen erhielten die 3., 5. und 7. Sohle einige Meter tiefer liegende parallele "Ritzstrecken".

1957 konnten am [041] Otto-Brosowski-Schacht und [042] Ernst-Thälmann-Schacht  34 m3/min von der 7. Sohle in den Ritz 5. Sohle gepumpt werden.

Am [005] Hans-Seidel-Schacht konnten 47 m3/min auf den Ritz 3. Sohle gehoben werden, die dem [004] Walter-Schneider-Schacht zuliefen, wo 42 m3/min bis zum Schlüsselstolln gepumpt werden konnten. Außerdem war es möglich, auf dem [126] Niewandtschacht 21 m3/min von der 5. Sohle bis zum Schlüsselstolln zu heben.

Nach Beendigung des Abbaus in der Mansfelder Mulde am 12.12. 1969 begann mit Einstellung der Wasserhaltung am 1. 7. 1970 die Flutung von 44 Mio m3 bergmännischen - und 171 Mio m3 Schlottenhohlraum durch 38 m3/min salzhaltige (130 g NaCl/l ) Grubenwasserzuflüsse. Der dadurch erfolgende Anstau im Grubengebäude und Schlottenhohlraum erreichte Mitte 1981 das Niveau des Schlüsselstolln, über den zur Zeit ca 20 m3/min zur Saale abfließen.

Mehr zu finden über die Stollen ist  in den Artikeln

(Letzte Aktualisierung: November 2018)

 


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